Briard Carreau von der Vorster Rotte
 
 

Briardzucht

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Sabine mit Ellwood und GigglesErfahrungsbericht von Sabine

Meine drei Briards, oder wie der Briardvirus ausbricht.

Ende der 90er Jahre war klar – ich wollte meinen ersten eigenen Hund.

Unsere Lebensumstände – ich mit ca. 6 Std. Arbeitszeit pro Tag, wohnhaft in Haus mit Garten, die Finanzen stimmten – fanden mein Mann und ich geeignet für ein Leben mit Hund.Im nächsten Urlaub in Frankreich sahen wir in einem Park ein Rudel wuscheliger, großer Hunde, die mich durch ihre Schönheit und ihren eleganten Gang faszinierten – der Briardvirus war ausgebrochen.

Nachdem ich so einiges gelesen und mich sogar zu einer Briardspezialistin begeben hatte, die Beratung für „Problemhundehalter“ machte und selber Briards hielt war mir klar, diese Rasse musste es werden. Ich wollte (und will auch heute noch) keinen Hund der „everybodysdarling“ ist. Ein Hund mit übermäßiger Schärfe sollte es allerdings auch nicht werden. Einen Kläffer oder einen Hund mit extremem Jagdtrieb wollte ich auch nicht.

Also – ein Briard musste her.

Züchter gesucht /gefunden

Eine Züchterin war über den Verein schnell gefunden und besucht. Die trächtige Hündin konnten wir uns ansehen, sie war mir sehr sympathisch, ein angenehmer, eher ruhiger Hund. Die Welpen sollten dann, so wurde uns gesagt, nach kurzer Zeit im Haus in einem Welpenhaus im Garten aufwachsen – was uns als besonders prima „verkauft“ wurde. Von Welpenaufzucht hatte ich damals keine Ahnung, wo die Entscheidung nun gefallen war, sollte der Hund auch bald kommen, eine weitere Zuchtstätte anzuschauen habe ich gar nicht überlegt. Es kam, wie es kommen musste – Vertrag gemacht, Hündin abgeholt mit 8 Wochen.

Zazou

Leider läuft nach dem Einzug dieser niedlichen Briarddame alles ganz anders als erhofft …

Das Chaos fing auf der Heimfahrt an. Die kleine Maus erbrach auf der 5 stündigen Autofahrt ohne Pause, hatte kurz vor der Abfahrt noch Fressen bekommen und noch nie ein Auto von innen gesehen.

Wie sich dann in den nächsten Tagen herausstellte, kannte unsere Zazou auch sonst absolut nichts. Der Hund hatte das ruhige Haus auf dem Land nie verlassen,  außer dem älteren Züchterehepaar auch keinen Menschen geschweige denn Kinder  gesehen, von guter Prägung oder Sozialisierung konnte keine Rede sein. Ein lautes Geräusch, eine tiefere Stimme eines Fremden, eine Plastiktüte oder Mülltonne auf dem Weg, die da gestern noch nicht stand und der Hund geriet in Panik. Schon nach wenigen Tagen fühlte ich mich völlig überfordert. Unterstützung musste her.

Nichts ist leicht: Erziehungsversuche

1998 gab es an meinem Wohnort die folgende Auswahl – Schäferhundeplatz mit laut brüllenden Ausbildern, den Halter eines Huskyrudels (Lautstärke vergleichbar mit den Schäferhundleuten kombiniert mit körperlicher Brutalität) und eine Frau, die uns nach Rückfrage bei unserem Tierarzt als fähig beschrieben wurde.

Ich hatte zwar nicht allzu viel Ahnung von Hundeerziehung, was es bringen sollte, einen Hund anzubrüllen hat sich mir allerdings schon damals nicht erschlossen, also landete ich bei der Trainerin.

Zunächst kam  Vorgeplänkel mit Welpenspielgruppe (Welpen“ spielen“, Menschen stehen daneben und tun nichts) in der Zazou unangenehm auffiel, weil sie schnell anfing, die anderen Hunde „zusammenzutreiben“. Ich hatte als Halterin dieses sich daneben benehmenden Hundes ein schlechtes Gewissen, irgendwie sinnvoll eingegriffen wurde aber nicht, nur mir wurde vermittelt, dass sich mein Hund nicht ordentlich beträgt.

Dann ging es ans „erziehen“. Umgang mit anderen Hunden gab es jetzt gar nicht mehr, es wurde an der Leine gelaufen und Unterordnung geübt.

Mein Hund, anderes gewöhnt, fing jetzt an, sich aufzulehnen. Wenn ihr etwas nicht passte warf sie sich auf den Rücken und schnappte um sich, was unsere „Trainerin“ komplett überforderte und ihr sichtbar Angst machte – und den Tipp nach sich zog, den Hund ab jetzt doch lieber mit einem Stachelhalsband zu führen.

Ich kürze das ganze hier ab – am Ende hatte ich, dann doch alleine mit der Erziehung meines Hundes und vielen gelesenen Büchern über Hundeerziehung – einen Hund mit einem massiven Jagdtrieb, einer ausgeprägten Leinenaggression und einem ausgesprochen missmutigen Wesen vor allem beim Umgang mit Fremden. Unsere Putzfrau hatte Mühe, in unserer Abwesenheit in unser Haus zu kommen, Zazou war ausgesprochen territorial (ein im Urlaub am mangelhaft eingezäunten Ferienwohnungsgrundstück vorbeilaufender Hund wurde in einem unbeobachteten Moment massiv angegangen).  Geliebt habe ich meinen Hund natürlich trotzdem über alles. Mit 5 Jahren ist Zazou dann auf einem Spaziergang einem Fasan nachgelaufen, dabei in den Sog eines vorbeifahrenden Zugs geraten und ich war unendlich traurig.

Ellwood

Mit diesem kleinen Rabauken lief´s schon besser, aber ….

Zwei Jahre hielt ich es ohne Hund aus, dann war aber klar – es muss wieder ein Briard her. Jetzt wollte ich das ganze natürlich schlauer anpacken und aus meinen Fehlern beim ersten Hund lernen.

Bei der Auswahl meiner Züchterin ist mir das ganz sicher gelungen. Unser Ellwood kam, bestens sozialisiert und geprägt aus einem trubeligen Haushalt in unserer Nähe mit mehreren Kindern, vielen Hunden, viel Besuch und kannte einfach alles. Er ruhte in sich, war freundlich und aufgeschlossen und mochte einfach alle und jeden, ob Hund, ob Mensch – dieser Hund war  eindeutig  everybodysdarling und würde noch heute einem Einbrecher beim raustragen unserer Möbel helfen. In seiner Begeisterung über Fremde war er allerdings leider komplett distanzlos und dazu war dieser Hund noch ein absoluter Grobmotoriker.

Menschen rannte er in seiner Begeisterung schon mal über den Haufen, auf andere Hunde stürzte er frontal zu um sie begeistert zu begrüßen, was auch nicht immer wirklich gut ankam.

Hatten wir ihn an der Leine und ein spannender Reiz tauchte auf (anderer Hund, Wild, bekannter Mensch den er sehr mochte) war Ellwood kaum noch zu halten und stellte sich auf die Hinterbeine in die Leine – seine stets freundliche Absicht war so beim besten Willen nicht zu ahnen und für mich waren seine 35 Kilo kaum noch zu halten – ich hatte einen Hund, der immer wieder für mich nicht zu kontrollieren war. Ein Sturz in den Kanal von der Spundwand und meine Mühe, 35 Kilo nassen Hund wieder hochzuhieven war einer der „Höhepunkte“.
 

Wir lassen daher nichts unversucht
Erziehungsexperimente, Teil II

Auf dem Hundeplatz arbeitete Ellwood prima – vorausgesetzt, ich hatte genug Leckerchen dabei, die Herrn Hund genehm waren. Unter Ablenkung hatte ich keine Chance. Diesen Hund mitzunehmen war immer ein Glücksspiel – wie er sich benahm, kam darauf an, wer und was uns begegneten. Damit wollte ich mich auf keinen Fall abfinden  und eine  Odyssee über Hundeplätze, Hundevereine und Trainer verschiedenster Art begann.

Von Unfähigkeit über Hilflosigkeit  kombiniert mit den tollsten Erziehungstheorien  – von vollstopfen mit Leckerchen über Geschirr und 3 Meter Leine bis zu „calmingsignals“ hatten wir alles durch -ohne Erfolg.

Kick-off bei Anne Krüger

Ich musste gar nicht mehr erklären - warum wir kommen.

Per Zufall kam ich dann an einen Artikel über eine Trainerin in unserer Nähe die anders arbeiten sollte – so bin ich schließlich bei Anne Krüger in Melle gelandet, wo sich Ellwood gleich richtig einführte – auf dem Hof kam uns Anne mit einer Schülerin mit einem erwachsenen Hund und einem Welpen an der Leine entgegen – Ellwood führte sich auf wie üblich, stand, von meinem Mann mühsam gehalten auf den Hinterpfoten und der Welpe, verständlicherweise verschreckt, riß sich los und lief über die angrenzende Wiese in den benachbarten Wald – erklären, warum wir kommen musste ich danach nicht mehr.

Relativ schnell zeigte sich dann unter erstmals kompetenter Anleitung, dass ich unsere Trainingmethode gefunden hatte, ich kam erstmals zu meinem Hund durch, in jeder Situation. Nach einem halben Jahr hatte ich den Mut, mir einen lange gehegten Traum zu erfüllen – ein Zweithund sollte zu uns kommen.

Mutig geworden: Zwei Briards – doppelte Freude?

Zu unserer großen Freude hatten „unsere“ Züchter gerade wieder einen Wurf – jetzt sollte es eine Hündin werden. Irgendwie hatte ich die Vorstellung, das würde natürlich so eine Art zweiter Ellwood – den konnte ich ja jetzt ganz gut managen. Und dann kam Giggles – aus dem gleichen „Stall“, Tochter von Ellwoods Halbschwester und eine absolute Granate.

Giggles

Gelegentlich hört man ja mal: Ein Briard sei kein Hund, sondern einen Herausforderung!? Aber lesen Sie mal… Nichts mit ruhig und in sich ruhend – Giggles war hyperaktiv, immer auf Volldampf, immer im fünften Gang, hektisch, unruhig, nervös.

Zudem war dieser Hund intelligent, arbeitseifrig, anspruchsvoll – wollte gefordert werden, musste aber auch zur Ruhe gezwungen werden, weil sie sonst aufdrehte ohne Ende. Leinenführigkeit war kein Thema – als Welpe erklärt, nie wieder Diskussionsthema mit diesem Hund.

Umgang mit anderen Hunden – ein Traum. Giggles geht auf jeden fremden Hund, mag er auch noch so randalieren, langsam, ruhig und kontrolliert zu und hatte noch nie ein Problem bei einer Hundebegegnung.

Dann, mit ca. 9 Monaten, entwickelte sich ein maximaler Jagdtrieb. Bei jeder Bewegung wurde dieser Hund ausgelöst, eine auffliegende Amsel reichte aus und Giggles war für 10 Minuten nicht mehr ansprechbar weil im Jagdfieber. Zudem bellte sie wegen jeder Kleinigkeit, die ihr auffällig schien, jede Bewegung jenseits unseres Zauns war Anlass für eine Kläffarie, bei der Ellwood – bis dato immer ruhig und gelassen, natürlich mitmachte.

Wenn ich mit ihr arbeitete freute mich auf der einen Seite ihre schnelle Auffassungsgabe – viele Dinge musste man ihr nur einmal erklären und sie hatte sie verstanden – auf der anderen Seite brach sie zusammen wenn ihr etwas nicht passte, wurde devot, rannte weg, es war zum verzweifeln.

Ihre Frustrationstoleranz war null, klappte was nicht gleich, störte etwas,  brach ihre Aufmerksamkeit weg und sie war nicht mehr erreichbar.

Glücklicherweise hatte ich in dieser Zeit schon eine feste, verlässliche Stütze in unserer Trainerin. Ohne Anne Krüger´s stetige Motivation und Unterstützung wäre Giggles sicher nicht bei uns geblieben, dieser Hund hat mich immer wieder an meine Grenzen gebracht und mir den letzten Nerv geraubt. 

Und dennoch: Alles gut geworden! …ein sehr persönliches Fazit

Wo stehen wir heute?

Ellwood ist inzwischen fast 7 Jahre alt und immer noch der liebe, etwas grobmotorische, freundliche Menschen- und Hundefreund – inzwischen aber mit sehr akzeptablen Manieren.

Giggles, jetzt 4,5 Jahre alt, ist eine zauberhafte, wachsame, lebhafte und arbeitseifrige, sehr aufgeweckte quecksilbrige Hündin, noch immer sehr höflich im Umgang mit anderen Hunden.

Ich habe zwei wundervolle Hunde – so verschieden wie Tag und Nacht. Keinen der beiden wollte ich missen – wobei meine Bindung zu Giggles sicher eine ganz besondere ist, weil ich so darum gekämpft habe, eine alltagstauglichen Hund aus ihr zu machen.

Ich würde nie wieder einen Hund in Einzelhaltung halten – über die Kommunikation zwischen unseren beiden könnte ich Bücher schreiben – ich als Mensch kann das einem Hund nie ersetzen. Zwei Hunde sind für mich dreifache Freude (aber auch doppelte Kosten und  doppelter Zeitaufwand – ich habe zum Beispiel sehr lange nicht mit beiden Hunden zusammen rausgehen können, weil Giggles nur alleine zu regeln war).

Unendliche Freude:

Zwei Briards, die auffallen, weil sie eben nicht auffallen!
Nach langem Suchen und vielen Irrwegen haben wir eine wunderbare Trainerin und „unsere“ Art zu arbeiten gefunden – ich habe zwei Hunde, die auffallen, weil sie nie auffallen, ich kann sie überall mitnehmen, sei es ins Restaurant, zum Campingurlaub oder zu Familienfeiern.

Es gibt keine Situationen mehr, in denen meine Hunde unkontrollierbar und unangenehm werden – mit beiden Hunden zusammen Rad fahren geht  auch bei Hundebegegnungen zum Beispiel ohne weiteres ohne das ich vom Rad gerissen werde.

Jagdtrieb haben beide – inzwischen für mich gut beherrschbar.

Und zu guter Letzt: Muss es wirklich ein Briard sein?

Briards sind so verschieden wie wahrscheinlich Hunde anderer Rassen auch – DEN Briard gibt es meiner Ansicht nach nicht. Auch mein vierter Briard, den es hoffentlich irgendwann geben wird, wird wieder eine neue, andere Herausforderung für mich sein, da bin ich sicher. Für mich kommt keine andere Rasse in Frage, außer ich wäre körperlich nicht mehr in der Lage, einem so großen Hund gerecht zu werden.

Menschen die...

  • keine Zeit oder Lust haben, einen Hund auch mal 2 Stunden zu kämmen
  • einen Hund wollen, der sich so nebenbei erzieht
  • einen Hund wollen, der mit jedem anderen Hund spontan spielt – nach dem Motto „das regeln die schon, lasst die mal“
  • ihre Grundschulkinder mit dem Hund „mal eben um den Block schicken“
  • einen Hund wollen ohne jeden Wachtrieb

...rate ich dringend davon ab, einen Briard zu sich zu holen.

Für mich allerdings gilt ganz sicher nach wie vor:„Einmal Briard, immer Briard“.